Víctor Saravia auf dem Bürogelände von AESMO

«Effektiver Umweltschutz gelingt nur zusammen mit der Bevölkerung»

Víctor Saravia im Interview

Inside Vivamos: Victor Saravia

Víctor Saravia ist Leiter der Ökologischen Vereinigung von San Marcos Ocotepeque (AESMO), die sich seit 35 Jahren für den Schutz von Wassereinzugsgebieten und die Ernährungssicherheit im Westen von Honduras einsetzt – seit 2023 zusammen mit Vivamos.

Víctor, worum geht es im Projekt mit Vivamos?

Wir unterstützen 220 indigene Lenca-Familien in 11 Dorfgemeinschaften dabei, ihre Ernährungssicherheit zu verbessern und gleichzeitig ihre natürlichen Lebensräume zu schützen. Dabei arbeiten wir vor allem mit Schulungen zu agrarökologischer Landwirtschaft und mit dem gemeinschaftlichen Landkauf.

Wie funktioniert der gemeinschaftliche Landkauf?

Wir suchen nach Landflächen, die für das Biosphärenreservat strategisch wichtig sind, aber aktuell beispielsweise als Viehweiden genutzt werden und dadurch das Wassereinzugsgebiet gefährden. Wenn wir mit den Besitzern einen Verkauf verhandeln können, wird das Land im Namen der Dorfgemeinschaften, Wasserkomitees, Kooperativen und weiterer lokaler Akteure erworben. Es ist dann im Kollektivbesitz, mit der klaren Bedingung, dass es nicht weiterverkauft oder für umweltschädigende Aktivitäten genutzt werden darf.

Warum ist dieser Ansatz wichtig?

Umweltschutz funktioniert nur, wenn die Bevölkerung dahintersteht. Wenn wir sie nicht aktiv einbeziehen, werden wir in 25 Jahren keine Verbesserungen sehen: Es wird weniger Wald geben, ausgelaugte Böden, verunreinigtes Wasser – und eine verarmte Bevölkerung mit schwerwiegenden Gesundheitsproblemen und mangelernährten Kindern. Das ist kein Szenario, das ich erleben möchte.



Víctor Saravia

«Wir müssen jetzt effektive Lösungen für den Umweltschutz umsetzen, uns bleibt keine Zeit für langes Gerede. Und das gelingt nur zusammen mit der Bevölkerung.»

Víctor Saravia, Honduras

Was motiviert dich für deine Arbeit?

Das Engagement der Menschen in den Gemeinschaften. Viele von ihnen haben keinen Primarschulabschluss, geschweige denn eine Hochschulausbildung. Aber es sind äusserst kompetente Männer und Frauen – Menschen, die sich mit viel Verstand und Herzblut für ihre Region einsetzen. Sie opfern zum Beispiel einen Tag auf dem Feld, um in Umweltpatrouillen mitzumachen. Denn sie haben verstanden: Es hängt alles miteinander zusammen – für unsere Wasserversorgung braucht es den Wald und für einen intakten Wald braucht es die Flora und Fauna.

Was schätzt du an der Zusammenarbeit mit Vivamos?

Ganz klar die Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Und den Regionalaustausch, wo wir unsere eigene Expertise einbringen und von den anderen Partnerorganisationen aus Honduras und Guatemala lernen. Diese Synergien auf nationaler und internationaler Ebene sind sehr wertvoll – denn es braucht unseren gemeinsamen Effort, um die Lebensbedingungen armutsbetroffener Gemeinschaften zu verbessern und den wunderbaren Lebensraum, der unser Planet ist, zu erhalten.




Dieses Interview ist in den Sommer News 2025 erschienen. Weitere Einblicke in die Arbeit von Vivamos ↓