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Kontrollierte Qualität

Wie Vivamos Mejor die Wirkung ihrer Projekte überprüft

Wirkung


Vivamos Mejor arbeitet seit vielen Jahren konsequent mit einem Monitoring- und Evaluationssystem mit klaren, messbaren Zielen. Zusätzlich überprüfen wir seit 2012 laufend die Wirkung unserer Programme mit unabhängigen Studien von Schweizer und lokalen Universitäten. Dafür wurden wir als einziges Schweizer Hilfswerk bereits zum zweiten Mal mit dem Impact Award von DEZA/NADEL ausgezeichnet.

Dank der Wirkungsmessung wissen wir, dass Kinder, die unsere Vorschulförderung besucht haben, noch vier Jahre später signifikant bessere Schulnoten erzielen und weniger oft die Klasse wiederholen. Und wir können auch belegen, dass begleitende psychosoziale Aufbauarbeit bei Berufsbildungsprojekten zu deutlich höheren Berufsabschlussquoten führt.

Die Erkenntnisse der Wirkungsstudien dienen uns dazu, zu lernen, die Programme zu optimieren und so mehr für die Menschen in Lateinamerika zu bewirken. Folgende Studien sind auf dieser Seite zu finden:

Icon Wirkung Vivamos Mejor

2018 beauftragten wir die Universität Lausanne und die kolumbianische Universidad de los Andes damit, eine robuste randomisierte Studie durchzuführen, um die Wirkung unseres Berufsbildungsansatzes zu messen. Als Alternative zu klassischen Berufsbildungsprogrammen, die ausschliesslich auf die Vermittlung berufsrelevanter Fähigkeiten setzen, kombinieren wir die berufliche Bildung mit dem «Empowerment» von marginalisierten Jugendlichen: Die Projektteilnehmenden erhalten psychosoziale Unterstützung, soft skills-Trainigs, werden in Friedensbildung weitergebildet und in Stellen vermittelt.

Das Ziel der Wirkungsstudie lag darin, festzustellen, ob dieser kombinierte Ansatz marginalisierten Jugendlichen hilft, sich besser in den Arbeitsmarkt zu integrieren und ihr psychisches Wohlbefinden zu verbessern. Die Ergebnisse zeigen, dass das Programm wichtige Ergänzungen im Vergleich zur alleinigen Berufsbildung bietet:

Positive Auswirkungen auf die psychische Gesundheit
Die Jugendlichen des kombinierten Berufsbildungsansatzes zeigten eine höhere psychische Belastbarkeit als diejenigen, die nur an der Berufsbildung teilnahmen und die Kontrollgruppe. Während der extremen Stressphase, die durch die Covid-19-Pandemie verursacht wurde, waren sie resilienter als die anderen Studienteilnehmenden.

Positive Auswirkungen auf das Einkommen
Die Ergebnisse zeigen einen eindeutigen Trend, dass der kombinierte Ansatz einen positiven Effekt auf die formellen und informellen Einkünfte und die Arbeitsmarktbeteiligung der Jugendlichen hat: Sie verdienen mehr Geld, unabhängig davon, ob sie auf dem informellen oder formellen Arbeitsmarkt tätig sind.

Die Resultate liefern die Grundlage, um unseren Ansatz weiter zu verbessern, die lokalen Behörden zu sensibilisieren und unsere Erfahrungen mit anderen Organisationen zu teilen.




Die Universität Lausanne führte im Auftrag von Vivamos Mejor eine wissenschaftliche Wirkungsstudie durch, um zu erheben, wie wirksam und kosteneffizient die Qualitätsverbesserungen staatlich geführter Quartier-Kitas für Kinder aus sozial schwachen Familien sind. Die Studie kam zum Schluss, dass diese Kinder bereits nach einjähriger Intervention signifikant bessere kognitive, psychosoziale und psychomotorische Fähigkeiten aufweisen als diejenigen der Kontrollgruppe. Die Wirkung war auch viereinhalb Jahre nach Beendigung der Intervention immer noch signifikant messbar.

Diese Wirkungsstudie wurde von der DEZA in Form eines Impact Award-Preisgeldes mitfinanziert. Im Video erklärt Deborah Kistler, Doktorandin der Universität Lausanne, die Ziele, Funktionsweise und Resultate ihrer Wirkungsstudie.



Die Studie sollte untersuchen, wie sich die Qualitätsverbesserungen von Vorschulprogrammen unmittelbar auf die Entwicklungsfortschritte der Kinder und längerfristig auf die schulischen Leistungen auswirken. Zudem sollte eruiert werden, wie kostengünstig diese Intervention im Vergleich zu alternativen Interventionen ist.

Um zu prüfen, ob die Wirkung auch 7–8 Jahre nach der Intervention noch messbar ist, beauftragte Vivamos Mejor die ehemalige Studienleiterin 2020 mit einer Nachstudie. Dabei konzentrierten wir uns auf Schulnoten und in welcher Klasse sich die Kinder befanden.

Kinder aus marginalisierten Familien haben oft schwierige Entwicklungsvoraussetzungen, was besonders für Länder mit mittlerem und niedrigem Einkommen zutrifft. Diese Kinder werden kognitiv, emotional und sozial nur unzureichend gefördert, weil es ihren Familien an zeitlichen, emotionalen und finanziellen Ressourcen mangelt. Zusätzlich hemmen meist auch fehlender Zugang zu Gesundheitsversorgung, mangelnde Hygiene, defizitäre emotionale Zuwendung und falsche Ernährung ihre Entwicklung. Zudem erleben viele von ihnen traumatisierende häusliche Gewalt.

Das Resultat davon sind erhebliche Entwicklungsrückstände von Kindern aus benachteiligten Familien im Vergleich zu denjenigen aus besseren sozialen Verhältnissen. Eine angemessene Vorschulförderung vermindert diese gesellschaftlichen Ungleichheiten und erhöht die Chancengleichheit. Untersuchungen zur Effektivität der üblichen Vorschulbildung in Lateinamerika haben gezeigt, dass Vorschulprogramme zwar die Fähigkeiten von Kindern kurzfristig verbessern. Jedoch bemängelten die Forscher die generelle Qualität des Unterrichts wie auch die Kompetenzen der Betreuenden, insbesondere in armen Regionen. Über die längerfristigen Auswirkungen der beanstandeten staatlichen Programme auf die schulischen Leistungen der Kinder gibt es jedoch erst wenige Studien.



Unsere Ergebnisse auf einen Blick

Kurzfristige Wirkung nach einem Jahr: Entwicklungsergebnisse von Kindern aus qualitätsverbesserten Vorschulen (in blau) im Vergleich zu Kindern der Kontrollgruppe (in grau). Die Datenauswertung zeigt, dass die Kinder der qualitätsverbesserten Quartier-Kitas in ihrer Entwicklung zum nationalen Entwicklungsdurchschnitt aufschliessen konnten.

Mittelfristige Wirkung 3.5-4.5 Jahre nach der Intervention: Die statistische Analyse ergab, dass Kinder aus den qualitätsverbesserten Quartier-Kitas bessere Schulnoten erzielten als Kinder der Kontrollgruppe, deutlich seltener eine Schulklasse wiederholten und sich altruistischer verhielten als solche der Kontrollgruppe.

Langfristige Wirkung 7-8 Jahre nach der Intervention: Da die Bevölkerung der untersuchten Quartiere von la Dorada starken Migrationsbewegungen unterliegt, konnten für die Nachmessung 2020 nur noch 35 % (225 von 628) der ursprünglichen Studienteilnehmenden gefunden werden. Davon hatten 93 Kinder vor 7–8 Jahren die verbesserten Quartier-Kitas besucht und 132 Kinder gehörten der Kontrollgruppe an. Dies zeigt die Schwierigkeit, in volatilen Kontexten Wirkungsstudien über mehrere Jahre durchzuführen.

Um aus wissenschaftlicher Perspektive eine korrekte Aussage über die Unterschiede zwischen den Kindern der Versuchs- und Kontrollgruppe machen zu können, sind damit leider nicht genügend Daten vorhanden.





13 Jahre Projektarbeit in Brasilien zeigen Wirkung

Vivamos Mejor verbesserte während 13 Jahren die Wasserverfügbarkeit und die landwirtschaftliche Produktion von Kleinbauernfamilien im Jequintinhonha-Tal im Bundesstaat Minas Gerais. Zudem unterstützten wir den Zugang der Kleinbauern zu Verkaufskanälen und stärkten ihre Selbstorganisation in Marktverbänden. Um die Wirkung unserer Projekte in Brasilien zu beurteilen, werteten wir 2020 die Monitoringdaten über den gesamten Zeitraum aus. Die detaillierten Informationen und Ergebnisse finden Sie in der Brasilien-Systematisierung.

Von unserer Intervention profitierten 7736 Kleinbauern aus 90 Dorfgemeinschaften. Sie diversifizierten ihre Produktion durchschnittlich um 53 % und sind so resilienter gegenüber Klimaschwankungen und Schädlingsausbrüchen. Durch bessere Wasserverfügbarkeit und effektivere ökologische Anbaumethoden steigerten die Kleinbauern ihre Erträge bei 80% der angebauten Produkte. Dank dieser Erntesteigerung und verbessertem Marktzugang erhöhten sie ihr Einkommen aus landwirtschaftlicher Produktion um durchschnittlich 66 %.




Ganzheitlicher Ansatz führt zu nachhaltigen Resultaten in Guatemala

Eine PhD-Doktorandin der Universität Kansas führte eine unabhängige Evaluation aller Aspekte des Projekts «Ausgewogene Ernährung für Maya-Kinder» (2017-2019) durch. Dabei hat sich unser ganzheitlicher Ansatz bestätig: Die drei Projekt-Komponenten Ernährungsberatung, Verbesserung der Anbaupraktiken und Förderung von Hygienemassnahmen (unten genauer beschrieben) wirkten sich positiv auf die Ernährungs- und Gesundheitssituation von 125 Maya-Familien in den drei Dorfgemeinden Pajomel, Chuitzanchaj und Laguna Seca aus.

In spielerischen Workshops lernten die Familien, wozu Proteine, Kohlenhydrate, Spurenelemente dienen und in welchen Lebensmitteln sie enthalten sind. In Kochkursen zeigten erfahrene indigene Sozialarbeiterinnen den Müttern, wie sie die neuen Ernteprodukte in ihre Gerichte integrieren können. Sie vermittelten Wissen zur altersgerechten Ernährung der Kinder und förderten das Stillen gemäss WHO-Empfehlung.

Mais ist das wichtigste Grundnahrungsmittel. Übernutzte Böden, extreme Wetterereignisse sowie veraltete Anbau- und Lagerungsmethoden provozieren aber Ernteverluste. Mit praktischer Ausbildung und etwas Material halfen eine Agronomin und ein Techniker den Familien, ihre Maisfelder nachhaltiger zu bewirtschaften und deren Erträge zu steigern. Dabei förderten wir speziell lokale und nährstoffreiche Produkte. Die landwirtschaftlichen Fachkräfte halfen den Familien auch, ihre Geflügelhaltung zu verbessern, damit sie regelmässiger Proteine essen können.

In kulturell angepassten Kursen trainierten indigene Sozialarbeiterinnen mit den Familien Händewaschen, Körperhygiene und Zähneputzen. Sie unterstützten die Mütter dabei, die Haushaltshygiene schrittweise zu verbessern und Trinkwasser sowie Lebensmittel sauber zu halten. Fehlendes Vertrauen haltet die Familien von Besuchen im lokalen Gesundheitszentrum ab. In Workshops zeigte ihnen deshalb ein Arzt auf, wie wichtig Impfungen, Zusatznährstoffe und Wachstumskontrollen sind.

Die Verbesserung der Ernährungssituation widerspiegelt sich zwar noch nicht direkt in einer gesenkten Rate von chronischer Unterernährung bei Kindern zwischen 0 und 5 Jahren. Doch bei den Babies unter 6 Monaten sank die Rate. Jedoch ist die «Fallzahl» noch zu klein, weshalb wir die Entwicklung weiter beobachten werden. Sie zeigt aber, dass die Mütter ihre erlernten Kenntnisse über Ernährung anwenden und die Voraussetzungen geschaffen sind, dass die Raten mittelfristig in der gesamten Altersgruppe sinken dürften.





Externe Evaluation zur Relevanz unseres Projekts Leseförderung in Nicaragua

Seit 2018 befindet sich Nicaragua in einer soziopolitischen Krise. Viele Kinder haben Gewalt hautnah miterlebt oder leben in angespannten häuslichen Verhältnissen. Aus diesem Grund lancierten wir 2019 ein Zweijahresprojekt, das 6'700 von der Krise besonders betroffenen Kindern mit Büchern und Geschichtenräumen ein Stück Normalität und Struktur zurück bringt.

Ein unabhängiger lokaler Bildungsexperte untersuchte mit einer qualitativen, externen Zwischenevaluation, ob unser Projekt ein kontextrelevantes sowie sinnvolles Angebot für die Kinder bietet und ob dessen Umsetzung effizient, relevant und effektiv ist.





Masterstudie zur Berufsbildung in Kolumbien

Für ihre Masterarbeit an der HSG St. Gallen führte die Studentin Tonja Iten eine wirtschaftliche Analyse durch. Dabei untersuchte sie sowohl den Nutzen des Projekts «Arbeit für intern vertriebene Frauen» in Bogotá für die Projektteilnehmerinnen und Arbeitgeber als auch Kosten und Effizienz des Projekts. Relevante Einfluss­faktoren flossen in die Bewertung ein. Be­fragt und verglichen wurden 25 der 140 begünstigen Frauen sowie 25 Frauen aus einer Kontrollgruppe.

Das Ergebnis: Im Ver­gleich mit dem Einkommen vor der Interven­tion ist der Verdienst der Frauen gegenüber jenem der Kontrollgruppe beträchtlich stärker gewachsen.

Der ­Vergleich ergibt ein Plus von 93 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit, angestellt zu werden, erhöhte sich um 48 Prozent. Im Schnitt wesentlich zufriedener zeigen sich die Frauen mit Tätigkeitsinhalt, Lohn und Sozialleistungen, derweil die Kon­trollgruppe hier eher eine leichte Verschlech­terung sah. Bezüglich Kosten­ Nutzen schneidet das Projekt überdurch­schnittlich gut ab, dies vor allem auch im Vergleich mit Studien anderer Arbeitsmarkt­programme in Lateinamerika. Die Studie bestätigt Vivamos Mejor, damit auf dem richtigen Weg zu sein und diese Interventionsform in ähnlichen Projekten zu wiederholen.

Arbeit für intern vertriebene Frauen

Kontext

In Bosa in Bogotá suchen viele Menschen Zuflucht, die im kolumbianischen Bürger­krieg vom Land vertrieben wurden. In dem Armenviertel den Lebensunterhalt zu be­streiten, erweist sich aber als schwierig. Hier setzte das mit unserer lokalen Partnerin Apo­yar umgesetzte Projekt «Arbeit für intern vertriebene Frauen» (2012–2014) an. Den Begünstigten wurde eine Ausbildung ermög­licht und ihre Kinder erhielten externe Be­treuung. Zudem wurden sie in den formellen Arbeitsmarkt vermittelt, einige Frauen grün­deten ein soziales Personalvermittlungsbüro. Durch die Interventionen verbesserte sich die Situation der Teilnehmenden tatsächlich. Den Nachweis erbringt eine Masterstudie der Universität St. Gallen. Sie attestiert dem Projekt grosse Relevanz und Effektivität und taxiert den Einsatz des Spen­derfrankens als sehr effizient.