Der Klimawandel bedroht die Ernten und die Lebensgrundlage von Millionen von Menschen. Damit Kleinbauernfamilien gewappnet sind, müssen sie ihre Landwirtschaft entsprechend anpassen. Das agroklimatische Monitoring hilft ihnen dabei, die Auswirkungen des Klimas auf ihre Nutzpflanzen zu verstehen und die besten Strategien zu finden, um auch künftig genügend zu ernten.
Verbesserte Ernährungssicherheit dank agroklimatischem Monitoring
Angélica Ixcamparic und Cornelio Tzic bewirtschaften ihre kleine Ackerfläche im Hochland von Guatemala mit agrarökologischen Methoden. Dies hilft, ihre Bodenqualität und Ernteerträge zu verbessern. Doch das Klima macht ihnen zu schaffen: Die Regenzeiten sind nicht mehr regelmässig, was das Wachstum ihrer Mais- und weiterer Nutzpflanzen gefährdet. Angélica und Cornelio leben wie viele Familien in der Region von der Subsistenzwirtschaft und sind darauf angewiesen, ihre Landwirtschaft dem Wetter anzupassen. Die vorhandenen Wettervorhersagen und Klimaszenarien bieten ihnen kaum Orientierung, denn sie sind viel zu ungenau für ihre Region.
Vivamos Mejor will Kleinbäuerinnen und -bauern wie Angélica und Cornelio mit präziseren Informationen dabei unterstützen, sich besser an den Klimawandel anzupassen. Dazu haben zwei unserer Partnerorganisationen in Honduras und Guatemala zusammen ein agroklimatisches Monitoring entwickelt. Dieses erfasst nicht nur Klimadaten, sondern beobachtet auch klimatische Auswirkungen auf Nutzpflanzen. Der Fokus liegt auf vier besonders wichtigen Anbauprodukten: Mais als wichtigstes Grundnahrungsmittel, sowie Kaffee, Kakao und Rambutan (eine mit der Litschi verwandte Frucht); deren Verkauf ermöglicht den Bäuerinnen und Bauern ein wichtiges Zusatzeinkommen.
Ein genaues Auge für Wetter und Pflanzen
«Unsere Arbeit ist komplex», erklärt Estefani González, Agronomin und Mitarbeiterin der lokalen Partnerorganisation in Guatemala. Sie ist 2022 zum Netzwerk für das agroklimatische Monitoring hinzugestossen und begleitet die Umsetzung mit den Kleinbäuer*innen: «Mit Unterstützung eines Klimatologen haben wir globale Klimamodelle auf unseren lokalen Kontext hinuntergebrochen. Nun sammeln wir zusammen mit den Gemeinschaften detaillierte Daten dazu, wie der Klimawandel unsere Region und die Landwirtschaft beeinflusst.»
Das Besondere am agroklimatischen Monitoring ist, dass es mehrere Komponenten vereint: Einerseits werden Klimadaten wie Temperatur, Regenfall oder die Geschwindigkeit und Richtung starker Winde erfasst. Andererseits beobachten die Bäuerinnen und Bauern, wie sich die Nutzpflanzen in ausgewählten Monitoring-Parzellen entwickeln.
Ausgewertet wird etwa der Zeitpunkt von Aussaat, Blüte und Ernte, ein allfälliger Krankheits- oder Schädlingsbefall, das Aussehen der Blüten und der Pflanzen (beim Mais etwa: Wie viele Maiskörner hat ein Maiskolben? Wie viele davon sind gesund? Wie schwer sind 100 Körner?) sowie der Ertrag pro Hektar.
In einem Kalender tragen die involvierten Kleinbäuerinnen und -bauern zudem wichtige Aktivitäten ein, etwa ob und wann sie gedüngt haben. Dies hilft dem Projektteam, zu erkennen, ob Veränderungen auf Klimaeinflüsse oder auf landwirtschaftliche Praktiken zurückzuführen sind.
«Wir brauchen sehr viele statistische Auswertungen und möchten künftig noch stärker mit Universitäten zusammenarbeiten, die uns einen Teil dieser Arbeit abnehmen können», erklärt Estefani.
Mit neuem Wissen die künftige Ernährung sichern
Estefani González ist überzeugt, dass die gesammelten Daten wertvolle Erkenntnisse liefern: «Hätten wir heute schon die Daten der letzten dreissig Jahre, könnten wir bestimmt schon gezieltere Strategien entwickeln, um die kleinbäuerliche Landwirtschaft an den Klimawandel anzupassen.»
Kleinbäuerinnen und -bauern wie Angélica Ixcamparic und Cornelio Tzic sind es gewohnt, dass das Wetter ihre Arbeit beeinflusst. Doch der Rhythmus der Natur ist aus den Fugen. Angesichts der gravierenden Klimaveränderungen in Zentralamerika ist es für sie entscheidend, zu wissen, was auf sie zukommt und welche Investitionen sich lohnen. Überlebt ein neu gesetzter Kaffeebaum, der erst in drei bis vier Jahren Früchte trägt, überhaupt so lange? Sind die aktuell angebauten Maissorten für ihren Standort weiterhin geeignet oder braucht es im nächsten Jahr andere?
Das gemeinsam erarbeitete Wissen soll ihnen und weiteren Familien in der Region auch in Zukunft ertragreiche Ernten und die Sicherung ihrer Lebensgrundlagen ermöglichen.
Helfen Sie mit, Kleinbauernfamilien in Zentralamerika gegen die Folgen des Klimawandels zu rüsten!
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