Melanie Brantschen ist seit 2021 als Fachperson Monitoring, Evaluation und Learning (MEL) bei Vivamos und der Alliance Sufosec tätig. Sie sorgt dafür, dass alle Allianzmitglieder mit einer soliden und einheitlichen Datenbasis arbeiten, um die Wirkung des gemeinsamen Programms kontinuierlich zu verbessern.
Melanie, was genau ist deine Aufgabe als Fachperson MEL bei Vivamos?
Ich unterstütze die Projektleitenden beim Monitoring und der Evaluation, also zum Beispiel bei der jährlichen Analyse, mit wie vielen Personen wir in jedem Projekt gearbeitet haben und was wir direkt erreicht haben. Dazu pflege ich die digitale Infrastruktur und stelle sicher, dass unser Monitoring einheitlich und nachvollziehbar ist und die Daten möglichst einfach abgerufen und weiterverwendet werden können.
Zentral ist auch das institutionelle Lernen: Anhand der Daten analysieren wir regelmässig, ob unsere Projekte die gewünschten Resultate bringen und wo es Anpassungen braucht. Zusätzlich untersuchen wir die längerfristige Wirkung der Projekte für die Gemeinschaften, mit denen wir arbeiten.
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«Die Daten, hinter deren Erhebung auch viel Effort steht, sollen nicht einfach in der Schublade landen. Sie helfen uns, die Projekte besser zu verstehen – und ihre Wirkung stetig zu verbessern.»
Die Sufosec-Allianz hat 2024 ihren zweiten globalen Ernährungsbericht veröffentlicht. Was ist das Besondere daran?
Durch die Allianz aus sechs Organisationen haben wir einen riesigen Schatz von Daten aus verschiedenen Ländern und Kontexten. Für den Ernährungsbericht 2024 haben wir 35'000 Haushalte in 19 Ländern zu ihrer Ernährungssituation und ihren agrarökologischen Praktiken befragt. Das Centre for Development and Environment (CDE) der Universität Bern hat die Analyse wissenschaftlich begleitet.
Was sind die wichtigsten Erkenntnisse des Ernährungsberichts 2024?
Agrarökologie wirkt! Der Bericht zeigt klar: Je mehr agrarökologische Praktiken ein Haushalt anwendet, desto stärker sinkt das Risiko der Ernährungsunsicherheit. Jede zusätzlich eingeführte agrarökologische Anbaumethode reduziert die Wahrscheinlichkeit, dass ein Haushalt von Ernährungsunsicherheit betroffen ist, um 5 Prozent; werden mindestens drei Methoden aus verschiedenen Kategorien kombiniert, sinkt sie sogar um 34 Prozent. Agrarökologie ist also entscheidend im Einsatz gegen Hunger.
Aktuell arbeitest du an einer Wirkungsstudie der Allianz. Worum geht es da?
Wir wissen bereits, dass wir mit der Agrarökologie einen Effekt erzielen. Nun wollen wir verstehen, wie genau er zustande kommt. Sind zum Beispiel der gesündere Boden oder der diversere Anbau ausschlaggebend für die verbesserte Ernährungssicherheit? Welchen Einfluss spielen Bauernnetzwerke, lokale Märkte oder die gezielte Förderung der Frauen in der Landwirtschaft? Oder sind andere Faktoren relevant?
Die Impact-Studie ist eine gross angelegte, wissenschaftlich angeleitete Datenerhebung, bei der wir auch Kontextfaktoren einbeziehen. Sie basiert auf acht Fallstudien in völlig unterschiedlichen geografischen, klimatischen und politischen Kontexten.
Das klingt nach einer komplexen Studie. Was versprecht ihr euch davon?
Unser Ziel ist es, die verschiedenen Wege zur Ernährungssicherheit besser zu verstehen – und dadurch unser Programm gezielter anzupassen. Besonders wichtig ist uns die Lokalisierung: In der Kerngruppe arbeiten je vier Vertreter*innen aus dem Globalen Süden und aus der Schweiz zusammen und jede Fallstudie soll für ihren Kontext relevant sein. Wir planen, die Studie Ende 2026 abzuschliessen – und hoffen auf wertvolle Erkenntnisse, um gemeinsam noch wirksamer zu mehr Ernährungssicherheit beizutragen.
Dieses Interview ist im Jahresbericht 2024 erschienen. Verschaffen Sie sich weitere Einblicke in die Arbeit von Vivamos ↓